Gerd Sonnleitner, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, hat die sich häufenden Forderungen, nach einem Verzicht auf Antibiotika in der Tiermast, kritisiert. Sonnleitner: „Wenn unsere Tiere erkranken, müssen wir gemeinsam mit dem Tierarzt handeln können“. Zwar versuchen die Landwirte den Einsatz von Medikamenten zu unterlassen, dass sei jedoch nicht immer möglich und schon gar nicht von einem Tag auf den nächsten zu realisieren, da die Massentierhaltung ein großes Gefahrenpotential für Seuchen mit sich bringt. Tier- und Verbraucherschützer hatten im Rahmen der Grünen Woche in Berlin erneut gefordert, dass Antibiotika in der Tierzucht verboten werden sollte, nachdem eine Untersuchung der Umweltschutzorganisation BUND, in Hähnchenfleisch gegen Antibiotika resistente Keime nachgewiesen hatte. Dadurch, so die Verbraucherschützer, erhöht sich für die Menschen beim Verzehr dieser Fleischwaren die Gefahr, durch diese resistenten Erreger zu erkranken, ohne dagegen wirkungsvoll behandelt werden zu können. Der Präsident des Bauernverbandes erläuterte, dass die Landwirte zwar „das allergrößte Interesse daran, Resistenzen bei Keimen zu verhindern“ haben, das aber eine Zucht und Haltung ganz ohne den Einsatz von Antibiotika nicht möglich sei. Auch die Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) bestätigte, dass die in Deutschland zu produzierenden Massen an Lebensmitteln nicht ohne den Einsatz von Medikamenten gesichert werden könnten. Was leider fehlt ist, dass es durchaus Alternativen gibt, wie beispielsweise die Umstellung auf robustere Nutztierarten, die nicht nur besser im Freien, unter natürlichen Bedingungen gehalten werden könnten, was die Gefahr von Seuchen durch zu engen Kontakt mit Artgenossen vermindert, sondern die auch in der Ernährung anspruchsloser sind, als die von uns aktuell gezüchteten Nutztiere. Das allerdings würde ein völlig neues Konzept der Landwirtschaft in Deutschland benötigen, für das sich vermutlich weder der Bauernverband, noch die derzeitige Regierungskoalition begeistern dürfte.
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Solidarische Landwirtschaft: Kundenbeteiligung an Bio-Höfen
Solidarische Landwirtschaft heißt das Stichwort für ein neues Wirtschaftskonzept. Gefördert werden soll damit der Vertrieb umweltfreundlicher Produkte aus der Landwirtschaft. Zwar gibt es inzwischen schon in den meisten Supermärkten auch Bio-Obst und Bio-Gemüse, allerdings wird dieses oft aus Gegenden importiert, die tausende Kilometer vom Verkaufsort entfernt sind. Bio mögen diese Früchte dann zwar sein, umweltfreundlich jedoch sind sie nicht. Deshalb steigt bei vielen Konsumenten der Wunsch, Waren direkt aus der Region kaufen zu können. Unter dem Namen „Community Supported Agriculture“ hat sich bereits in den achtziger Jahren in Großbritannien ein Geschäftsmodell entwickelt, dass Käufer und Verkäufer wieder näher zusammen bringt. Allmählich bieten auch in Deutschland immer mehr Landwirte diese Möglichkeit an. Dabei beteiligen sich die Kunden an den Bio-Bauernhöfen, indem sie regelmäßig eine pauschale Summe zahlen. Im Gegenzug können sie sich dafür von den Erträgen mitnehmen, was sie zum leben brauchen. Gute Bio-Höfe sind nicht auf wenige Waren spezialisiert, sondern haben ein großes Sortiment an Obst, Gemüse und tierische Produkte. Das Modell basiert auf Vertrauen. Die Kunden vertrauen auf ein ausgewogenes Angebot und die Landwirte vertrauen darauf, dass die Kunden mitnehmen was sie brauchen und nicht mehr. Den Kunden gibt dies ebenfalls die Sicherheit, dass sie wissen wo und wie ihre Nahrung angebaut wird und dass diese nicht nur Öko ist, sondern auch umweltfreundlich produziert wurde und ohne zusätzlichen Energieverbrauch und den Umweg über Zwischenhändler zum Endverbraucher gelangt.
Gensaatgut nachteilig für Landwirte
Das als globales Wundermittel gegen Hungerepidemien angepriesenen Gen-Saatgut, hat nach ersten Analysen nicht mal annähernd das gehalten, was seine Hersteller ursprünglich versprachen. Tatsächlich zeigt eine aktuelle Studie, dass die Auswirkungen auf Umwelt und Menschen teilweise katastrophal sind. Dabei spielte es keine Rolle, ob das Saatgut von Bayer, Monsanto, oder einem beliebigen anderen Saatgutunternehmen kam. Statt dessen entwickelten sich in den Anbaugebieten sogenannte „Superkräuter“, also Unkraut, die mit normalen Unkrautpestiziden nicht mehr zu beseitigen sind. Dazu kommt, dass dadurch die Zahl der Anbieter auf dem Weltsaatgutmarkt stark geschrumpft ist. So hält die Firma Monsanto rund zwei Drittel des gesamten Marktanteils in diesem Segment. Als Ergebnis verteuern sich die Saatgutpreise so schnell wie nie zuvor. So hat sich der Preis des Saatguts für Baumwolle, dass in Indien zu 95 Prozent von Monsanto geliefert wird, in den letzten zehn Jahren um 8000 Prozent erhöht. Viele Landwirte mussten deshalb Kredite aufnehmen, die sie später nicht zurück zahlen konnten, da die versprochenen hohen Erträge ausblieben. 250.000 indische Bauern haben sich in den vergangenen zwölf Jahren umgebracht, da sie keinen Ausweg aus ihren hohen Schulden wussten. Auch der Einsatz von Pestiziden gegen Unkraut und Schädlinge verdreißigfachte sich, seit dem Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut.
Ilse Aigner plant Charta für Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Auf der nächsten Internationalen Grünen woche, plant die amtierende Landwirtschaftsministerin, Ilse Aigner, eine „Charta für Landwirtschaft und Verbraucherrecht“ vorzulegen. Dies gab sie bereits vor der Abschlussveranstaltung des sogenannten Charta-Prozesses bekannt, der am Montag in Berlin stattfand. In dieser Charta sollen die Grundanforderungen an die Agrarpolitik der Zukunft enthalten sein. Sie beschäftigt sich mit der Tierhaltung in der Landwirtschaft, den Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion auf die Umwelt, dem Verbraucherschutz, mit dem globalen Handel landwirtschaftlicher Produkte und der Ernährungssicherheit. Die Fraktion der CDU/CSU begrüßte den Dialogprozess, der im Rahmen der Erstellung dieser „Charta für Landwirtschaft und Verbraucher“ geführt wurde. „Wir stehen zum Ansatz der Ministerin, landwirtschaftliche Produktionsprozesse dem Verbraucher wieder näher zu bringen“, erklärte Franz-Josef Holzenkamp, der als Sprecher des Agrarausschusses der Union tätig ist.

Landwirtschaftsministerin fordert mehr ökologischen Fortschritt in der Landwirtschaft
Die Landwirtschaftsministerin von Rheinland-Pfalz, Ulrike Höfken, hat die aktuelle Vorstellung der CDU über eine gemeinsame europäische Agrarpolitik als „rückwärtsgerichtet“ kritisiert. Im Landtag verteidigte die Ministerin ihre Pläne für eine ökologisch sinnvollere Agrarpolitik. Die bisher in der EU diskutierten Änderungen gehen hält sie für nicht ausreichend. Höfken: „Die Vorschläge der EU-Kommission für eine umweltgerechtere und sozialere Landwirtschaft gehen in die richtige Richtung, aber nicht weit genug.“ Auf Rheinland-Pfalz haben die neuen Pläne der EU für die europäische Agrarpolitik viel Einfluss, da der Landwirtschaft hier eine große wirtschaftliche Bedeutung zukommt. Fast 720.000 Hektar Land werden in Rheinland-Pfalz landwirtschaftlich genutzt. Das entspricht rund 36 Prozent der gesamten Fläche des Bundeslandes. Circa 220 Millionen Euro erhalten die landwirtschaftlichen Betriebe jährlich an EU-Subventionen. „Dieses Budget benötigen wird auch weiterhin, um die neuen Herausforderungen wie Klimawandel, Energiewende, den Erhalt der Artenvielfalt sowie die Sicherung der Nahrungsmittelproduktion zu schultern.“, erläutert Ulrike Höfken ihre Kritik an den CDU-Plänen. Sie verweist darauf, dass eine stärker ökologisch ausgerichtete landwirtschaftliche Produktion neue und schonendere Möglichkeiten der Bewirtschaftung bietet. Deshalb sollte die CDU-Fraktion die Chance der Veränderung nutzen und aktiv an der Neugestaltung der EU-Agrarpolitik mitwirken. Sie kritisierte in dem Zusammenhang die Haltung der Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner als „Armutszeugnis“.