Japan zieht Atomausstieg in Betracht

Yoshihiko Noda, der japanische Regierungschef, hat jetzt bei einem Treffen mit Atomkraftgegnern sein Konzept vorgelegt, dass neben mehreren Varianten auch einen möglichen Ausstieg aus der Kernkraft-Nutzung vorsieht. Damit steht fest, dass Japan, trotz bisher gegenteiliger Beteuerung der meisten Regierungsvertreter, die wachsende Besorgnis der Bevölkerung des Landes teilt und einen langfristigen Ausstieg aus der Atomkraft in Betracht zieht. Derzeit arbeitet die Regierung an der Planung der Energiepolitik für die nächsten zwanzig Jahre. Dabei, so der Regierungschef, werde auch das Ziel: „mittel- oder langfristig“ aus der Kernkraft-Nutzung auszusteigen, mit einkalkuliert. Für Japan ist auch diese ungenaue Aussage, schon ein erheblicher Wendepunkt. Bisher gab es kaum öffentliche Stimmen, die sich gegen Kernkraftnutzung aussprachen. Das liegt an der hohen Bevölkerungsdichte der Industrienation, die nur über wenige eigene Energieressourcen verfügt. Deshalb sah sich die japanische Regierung bisher „gezwungen“, auch in den umfangreichen Erdbebengefährdeten Gebieten des Landes, den Bau von Kernkraftwerken zu genehmigen. Dies führte im März 2011 zur weltweit größten Atomkatastrophe im Kraftwerk Fukushima, dessen Kühlsystem aufgrund eines Erdbebens mit anschließender Flutwelle, für mehrere Tage Ersatzlos ausfiel. Die anschließende Verseuchung eines großen Teils der Umgebung hatte viele Japaner aufgerüttelt und an der Notwendigkeit von Akw zweifeln lassen. Inzwischen demonstrieren jede Woche Kernkraft-Gegner vor dem Regierungssitz in Tokio. Mit Erfolg. Während vor dem Unfall im März vergangenen Jahres noch geplant war, den Anteil an Atomstrom von derzeit 30 auf 53 Prozent zu erhöhen, will die Regierung ihn jetzt senken. Wie weit, in welchem Zeitraum und ob er vielleicht sogar auf Null heruntergeschraubt wird, ist noch nicht klar. Das hängt davon ab, wie stark die Proteste gegen Atomstrom in den kommenden Monaten sein werden. Mitte Juli gelang es Atomgegner in Tokio rund 10.000 Gleichgesinnte zu mobilisieren, als die Regierung zwei weitere überprüfte Akw wieder für Betriebstauglich erklärte. Nach dem Akw-Unglück in Fukushima waren schrittweise alle Kernkraftwerke in Japan für eine Sicherheitsüberprüfung abgeschaltet worden.