Abkehr von Kernenergie

Inzwischen hat das Reaktorunglück in Fukushima wesentlich größeren Einfluss auf die Atomenergieerzeugung, als dies 1987 nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl der Fall war. Damals war es noch möglich, einer veralteten Technologie des damaligen Klassenfeindes Russland, die Schuld an dem Unglück zuzuschreiben. Das trotz hochwertigster Technik keine Sicherheit beim Umgang mit Atomkraftwerken garantiert werden kann, wurde jedoch nach dem durch ein schweres Erdbeben ausgelösten Reaktorschaden in Fukushima deutlich. Inzwischen fordern immer mehr Menschen, den Ausstieg aus der Atomenergie. In Deutschland scheinen die Forderungen bereits Früchte zu tragen. Und auch die italienische Regierung hat für ihre AKW-Baupläne bei der Volksabstimmung am Wochenende eine schwere Schlappe hinnehmen müssen. Eine „überwältigende Mehrheit“ entschied sich gegen das von Regierungschef Berlusconi geplante und gewünschte Bauvorhaben. Auch in Japan wenden sich immer mehr Menschen gegen die einst so geschätzte Kernenergie. Am vergangenen Wochenende streikten in der japanischen Hauptstadt Tokio mehrere Tausend Menschen gegen die, aufgrund der hohen Erdbebengefahr in Japan besonders gefährlichen Atomkraftwerke. „Es ist Zeit, auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen“, fordert Kumi Naidoo, der Chef von Greenpeace International.

Schwere Überschwemmungen in China

Schwere Überschwemmungen im Südwesten Chinas haben verheerende Schäden im Land angerichtet. Wie die chinesischen Behörden mitteilte, mussten rund 60.000 Menschen ihre Häuser verlassen und in Notunterkünfte umziehen. Ein Todesopfer wurde bisher bekannt, als in der Provinz Guizhou der Fluss aufgrund heftiger Regenfälle über die Ufer trat. 15 weitere Menschen werden aktuell vermisst. Mehrere 1000 Häuser wurden zerstört. In China gibt es regelmäßig schwere Überschwemmungen aufgrund starker Regenfälle. Besonders gefährlich sind diese, wenn sie wie auch diesmal, gleich nach einer langen Dürreperiode auftreten, wenn der Boden ausgetrocknet und steinhart ist. Es dauert dann oft mehrere Stunden oder Tage, bis das Wasser in der Lage ist, den Boden aufzuweichen und in tiefere Schichten zu sickern. Glücklicherweise waren die chinesischen Behörden diesmal besser auf Überschwemmungen vorbereitet, als noch im vergangenen Jahr. 2010 hatten plötzliche Wolkenbrüche die schwersten Überschwemmungen seit zehn Jahren ausgelöst. Über 4300 Menschen starben dabei, oder werden noch immer vermisst.

Formaldehyd in Plastikgeschirr

Das Bundesinstitut für Risikobewerbung hat einen Bericht heraus gegeben, indem es vor den Gefahren warnt, die durch Formaldehyd in Plastikgeschirr für unsere Gesundheit bestehen. Nach aktuellen Untersuchungen bestehen viele Plastikteller- Schüsseln-, Bestecke usw. aus Melaminharz. Diese können Formaldehyd abgeben, wenn sie über 70° Celsius erwärmt werden. Malaminharze werden von der Industrie gern für Geschirr und Küchengeräte genutzt, da sie sehr hart und damit auch bruchsicher sind. Durch ihre glatten Oberflächen nehmen sie außerdem nicht so leicht Gerüche an und lassen sich leichter reinigen. Doch unter bestimmten Bedingungen kann das darin enthaltene Formaldehyd freigesetzt und damit an die Lebensmittel abgegeben werden. Formaldehyd ist jedoch eine hoch giftige und krebserregende chemische Verbindung, deren Einnahme schwere Schäden bewirken kann. „Der entscheidende Punkt sind die berühmten 70 Grad und die Dauer der Erwärmung. Beim Braten erreichen Sie schon mal Temperaturen bis 180 Grad.“, warnt Jürgen Thier-Kundke vom Bundesinstitut. Auch eine Kombination von Wärme und Säure kann das Formaldehyd freisetzen. „Wenn Sie zum Beispiel eine Tomatensuppe machen und den Löffel zwanzig Minuten in der heißen Suppe stecken lassen, wird es kritisch.“ erklärt Thier-Kundke. Schwierig für die Verbraucher ist jedoch, dass beim Kauf selten auf der Verpackung steht, aus welchem Stoff das Geschirr hergestellt wurde. Hier würde höchstens eine Kennzeichnungspflicht einen echten Nutzen bringen.

CO2-Ausstoß weiter steigend

Trotz aller Bemühungen, konnte der Ausstoß an dem klimaschädlichen Treibhausgas CO2 nicht reduziert werden. Weltweit stieg der Ausstoß an CO2 im vergangenen Jahr auf 30,6 Gigatonnen, wie jetzt die Internationale Energieagentur (IEA) bekannt gab. IEA-Chef Fatih Birol wies darauf hin, dass mit dem Ergebnis bereits 80 Prozent der erst in zehn Jahren erwarteten Menge an Kohlendioxid erreicht wurde. Im vergangenen Jahr hatte die internationale Gemeinschaft in Cancun vereinbart, dass der aufgrund der Klimaänderung erwartete Temperaturanstieg höchstens zwei Grad betragen dürfe, da die Folgen einer stärkeren Erderwärmung nicht absehbar wären. Dieses Ziel sei allerdings mit einem so hohen CO2-Ausstoß nicht zu erreichen, wenn nicht schnell „mutige Entscheidungen“ getroffen würden. Momentan kommt es fast jährlich zu neuen Rekordwerten bei der Erzeugung schädlicher Treibhausgase. So wurden 2008 insgesamt 29,3 Gigatonnen an Kohlendioxid produziert, wesentlich mehr, als in allen davor liegenden Jahren. 2009 hatte es zwar aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise einen leichten Rückgang gegeben, doch das vergangene Jahr endet wieder mit neuen klimaschädlichen Rekorden. Es sind vor allem die Schwellenländer wie China und Indien, in denen der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 sprunghaft ansteigt. Auch für Deutschland wird in den nächsten Jahren, infolge des Ausstiegs aus der Atomkraft, ein leichter Anstieg der CO2-Emissionen erwartet. Allerdings liegt Deutschland mit 17 Prozent erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung bereits kurz vor der Erfüllung des von der EU angestrebten 20%igen Anteils. Die steigenden Werte der Schwellenländer werden dadurch allerdings kaum kompensiert.

Regierung legt Atomausstiegsplan vor

Die Regierung hat sich, auf Druck der Bevölkerung nach der AKW-Katastrophe in Fukushima, für einen Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022 entschieden. Jetzt bemüht sie sich, für ihre Pläne eine möglichst breite Zustimmung auch innerhalb des Bundestags zu bekommen. Im Gegensatz zu der von der Koalition einseitig entschiedene ursprüngliche Verlängerung der AKW-Laufzeiten, hat Kanzlerin Merkel angekündigt, diesmal gemeinsam mit den Landesministerien zu agieren. Merkel: „Wir werden um die Zustimmung der Länder werben“. Während dessen sind die Politiker von SPD und Grüne noch immer skeptisch. Sie befürchten, dass der angebotene Ausstieg ein Hintertürchen bereit hält, um ein zweites Mal den Ausstieg aus der Kernenergie, der ja eigentlich schon vor Jahren auf Wunsch der Wähler von der damaligen rot-grünen Regierung beschlossen wurde, verhindern zu können. Nach dem von der amtierenden Regierung vorgelegten Konzept, sollen die derzeit geschlossenen sieben ältesten Atommeiler für immer abgeschaltet bleiben. Darunter auch das AKW Krümmel, dass aufgrund der großen Pannenserie traurige Berühmtheit erlangte. Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen dann sechs weiter Kraftwerke abgeschaltet werden. Die drei jüngsten und modernsten Atomkraftwerke sollen bis Ende 2022 laufen dürfen. Das entspräche den von der rot-grünen Vorgängerregierung ausgehandelten 32 Jahren Gesamtlaufzeit für Kernkraftwerke. Die SPD hat Zustimmung signalisiert fordert aber, dass die damit einhergehenden sozialen und gesellschaftlichen Probleme im Vorfeld einkalkuliert werden. Grünen-Chef Cem Özdemir äußerte sich skeptisch über die Ausstiegspläne der schwarz-gelben Koalition. Ozdemir: „Es bestehen nach wie vor große Zweifel daran, ob es die Regierung ernst meint mit dem Konsens“. Die Bundeskanzlerin betonte, dass die Regierung zwar einen Konsens anstrebe, die Entscheidung aber auch ohne die Opposition treffen können. FDP-Generalsekretär Christian Lindner warf den Grünen vor, dass sie den Atomausstieg als Mittel zur Parteienwerbung nutzen würden. Dagegen warf die Umweltschutzorganisation „Greenpeace“ der Kanzlerin vor, ihr Versprechen nach einem „schnellstmöglichen Ausstieg“ nicht einzuhalten. Auch Klaus Töpfer, der Vorsitzende der Ethikkommission lehnt 2022 ab. Töpfer: „In unserer Empfehlung ist das exakt nicht enthalten.“ Die Ethikkommission hatte einen Schrittweisen Ausstieg innerhalb der nächsten zehn Jahre vorgeschlagen. Vor allem den Plan der Regierung, eines der älteren AKW als Reserve im „Stand by“ zu halten, verurteilt Töpfer als unnötig und falsch.