Archiv der Kategorie: Aktuelles

Jairam Ramesh – Dr. No

Es gibt sie noch, die Streiter für das Gute – selbst unter Politikern. Ein neuer Stern am Politikerhimmel ist der indische Umweltminister Jairam Ramesh, ein Name der spätestens mit dem Ende seiner aktuellen Amtszeit wohl wieder aus der indischen Regierung verschwinden wird. Denn Jairam Ramesh tut genau das, wofür er bezahlt wird. Er kümmert sich um die Umwelt und das Klima Indiens – gegen den Widerstand aller anderen Politiker und der aufstrebenden Wirtschaft des Landes, die so gar nicht einverstanden damit ist Auflagen erfüllen zu müssen, die ihren Gewinn schmälern. So blockierte der Umweltminister den Bau von neuen Dämmen, Kraftwerken und Minen, weil deren Bau nicht die den gesetzlichen Normen des Landes entsprach – bisher eher eine Frage der Höhe des Bakschisch. In den eineinhalb Jahren seiner Amtszeit hat Jairam Ramesh aus einem stiefmütterlich behandelten, unbedeutenden Ministerium, die wichtigste Institution zum Schutz der Umwelt gemacht. „Öko-Kreuzritter“, „Kasper“, „Dr. No“ – ihn kennt in Indien inzwischen Jeder. Doch das Engagement war längst überfällig. Seit Beginn des Wirtschaftswachstums vor zwanzig Jahren, hat sich Indien zum drittgrößten Erzeuger Klimaschädigender Abgase entwickelt, viele Flüsse des Landes sind tot und die Städte gehören zu den schmutzigsten Orten weltweit. Ramesh: „Viele Menschen in Indien, besonders die Eliteklassen, denken immer noch ‚Wachstum jetzt, Saubermachen später‘. Wir können nicht die Fehler anderer Länder wiederholen. Ich bin kein Öko-Prediger, aber meinen wir es nun ernst mit der Umsetzung unserer Umweltgesetze oder nicht?“ Noch immer leben in Indien viele Menschen unter elenden Bedingungen. Deshalb hat bisher das Wachstum der Industrie, auch als Möglichkeit zur Bekämpfung der Armut, höchste Priorität. Doch es leben auch 70 Prozent der Menschen Indiens von der Landwirtschaft und dem Fischfang. So ist der Umweltschutz wichtiger Teil der Armutsbekämpfung und auch die Menschen in Indien werden lernen müssen, dass eine zerstörte Umwelt ihnen selbst am meisten schadet. Mit seiner Beharrlichkeit hat Jairam Ramesh es geschafft, dass Naturschutz ein immer häufiger debattiertes Thema in Indien geworden ist. Ein Anfang.

Umweltbundesamt fordert stärkere Abgasreduktion

Nach Ende der Klimakonferenz in Cancun, fordert Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, die Europäische Union auf, die nächsten Schritte für den Klimaschutz umzusetzen. Laut Flasbarth ist es wichtig, „das positive Signal von Cancún auch aufzugreifen“. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP gab Flasharth an; „Wichtig ist aus meiner Sicht, dass die EU den beachtlichen Fortschritten auch auf Seiten der Schwellenländer eine positive Rückmeldung gibt und ihr Klimaschutzziel von 20 auf 30 Prozent anhebt“. Bisher konnten sich die Mitgliedsländer der EU nur auf eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 20 Prozent, innerhalb der nächsten zehn Jahre einigen. Vor allem die Wirtschaftsverbände aller EU-Länder votieren gegen eine weitere Senkung der Abgase, da sie höhere Kosten fürchten. Flasharth: „Es ist schwer einzusehen, warum die deutsche Industrie sich gegen eine solche Erhöhung des europäischen Klimaschutzziels ausspricht. Hier wird es in den nächsten Wochen in der EU Entwicklungen geben müssen, auch weil der Klimaschutz auch ökonomisch eine positive Sache ist. Wir investieren ja in eine kostengünstige Zukunft.“ Nach Einschätzung internationaler Klimawissenschaftler, reicht eine Senkung der Abgase um 20 Prozent nicht aus, um den Klimawandel mit seinen verheerenden Folgen zu stoppen. Flasbarth hofft, „dass wir nächstes Jahr in Südafrika ein Regelwerk zustande bringen, das den globalen Klimaschutz effizient ermöglicht.“ Der Präsident des Umweltbundesamtes erwartet von der deutschen Regierung, dass sie die noch immer vorhandenen ungenutzten Potentiale in der Solar- Wind- und Bioenergie besser nutzt. Außerdem empfiehlt er, die von der Regierung erst kürzlich gesenkten Zuschüsse für die Gebäudesanierung wieder deutlich zu erhöhen, da nur mit staatlicher Förderung die gesetzten Klimaziele erreicht werden können. Auch Bundesumweltminister Norbert Röttgen, tritt für eine Erhöhung der Senkung um 30 Prozent, bis 2020 ein. Allerdings fiel der Umweltminister bisher nicht durch hohe Durchsetzungskraft auf.

Trinkwasserskandal in den USA

Eine Trinkwasseranalyse durch Umweltaktivisten in den USA hat ergeben, dass das Trinkwasser zahlreicher US-amerikanischer Städte eine giftige Chemikalie enthält. Die Environmental Working Group untersuchte das Leitungswasser von 35 Städten und entdeckte dabei in 31 der Proben sechswertiges Chrom in so hoher Konzentration, das es krebserregend wirkt. Wie die „Washington Post“ mitteilte, war dies die erste landesweite Untersuchung auf Chrom im Trinkwasser. Bis vor zwanzig Jahren wurde die Chemikalie in vielen Industriebereichen eingesetzt und auch heute noch findet sie in etlichen Fertigungsabläufen Anwendung. Die Substanz verursacht Magenkrebs, Leukämie, Nieren- und Leberschäden und wenn sie eingeatmet wird, auch Lungenkrebs. Bekannt wurde sechswertiges Chrom durch den Film „Erin Brockovich“, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Die im Film von Julia Roberts dargestellte junge Frau, kämpfte und gewann gegen einen Konzern, der über viele Jahre die Chemikalie ins Trinkwasser eingeleitet hat. Auch heute noch engagiert sich Brockovich für den Schutz der Umwelt. In einem Interview das sie der „Washington Post“ gab die Anwaltsgehilfin an, über das Ergebnis nicht überrascht zu sein: „Diese Chemikalie wurde weithin von so vielen Firmen in den USA eingesetzt, dass mich das Ergebnis nicht überrascht. Die lokale Wasserversorgung ist in den gesamten USA bedroht. Das ist eine Chemikalie, deren Gebrauch reguliert werden muss.“ Die Umweltschutzbehörde EPA plant jetzt, eine Höchstgrenze für sechswertiges Chrom im Leitungswasser festzulegen.

UNO organisiert Erforschung des Artensterbens

Die UNO hat eine Expertengruppe mit der Erforschung des Artensterbens beauftragt. Diese soll alle Regierungen weltweit mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen über die sich verringernde Artenvielfalt und ihre jeweiligen speziellen Ursachen versorgen. Die Arbeitsweise des Gremiums soll ähnlich strukturiert werden, wie die des Weltklimarates, der seit über drei Jahren alle Studien über den Klimawandel zusammenfasst und auswertet. In drei Jahren soll die neue Forschergruppe die erste Analyse der gesammelten Daten vorlegen. Achim Steiner, der Chef des UN-Umweltprogramms (UNEP), halt die Entscheidung der UNO für einen wichtigen Schritt, um das Aussterben vieler Arten zu reduzieren. Für ihn ist es ein Durchbruch bei der Organisation einer globalen Antwort auf den Verlust von lebenden Organismen und Wäldern, Gewässern, Korallenriffs und anderen Ökosystemen“. Das Ziel der geplanten Arbeit ist es, schnell effiziente Maßnahmen gegen das weitere Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten ergreifen zu können. Bedroht sind aktuell 30 Prozent aller Amphibien, 20 Prozent aller Säugetierarten und weltweit 12 Prozent der Vogelarten.

Tschernobyl-Tourismus boomt!

Unverständlich; aber tatsächlich gibt es laut Oksana Nor, Mitarbeiterin der Tschernobyl-Informationsstelle in Kiew, „zahlreiche Anfragen“ von Touristen, die das Sperrgebiet um das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl besichtigen wollen. Bereits in den vergangenen Jahren haben vereinzelt Fremdenführer kleinere Gruppen auf Wunsch in das verstrahlte Gebiet geführt. Jetzt plant die Tschernobyl-Behörde Touristenführungen im großen Stil. Das Reaktorunglück, dass am 26. April 1986 statt fand und in den ersten Tagen von der russischen Regierung vertuscht worden war, hat 100.000 Menschen bisher das Leben gekostet und eine unbekannte Zahl von Menschen verstrahlt. Bei der Explosion des Reaktors wurde 50 mal mehr Strahlung freigesetzt, als von der Atombombe auf Hiroshima. Entsprechend hoch ist die Strahlenbelastung der Umgebung. Pjotr Waljanski vom ukrainischen Zivilschutzministerium warnt vor schwersten Gesundheitsschäden. Doch für die Mitarbeiter der Tschernobyl-Informationsstelle reicht es als Legitimation, dass diese Führungen die bisher illegal statt finden, ja offensichtlich erwünscht sind. Die Touristen werden auch zukünftig das Gebiet auf eigene Gefahr besuchen. Da Strahlung das Erbgut massiv schädigt, besteht zumindest eine gute Chance, dass in diesem Fall die Dummheit tatsächlich ausstirbt.