Archiv der Kategorie: Politik

Dioxin-Skandal: Zu wenig Lebensmittelkontrolleure?

Der Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleur ist nicht überrascht, über die immer wieder aufkommenden Dioxin-Skandale. Grund ist, dass es einfach zu wenig Lebensmittelkontrolleure gibt. 1500 Kontrolleure mehr bräuchte es, um tatsächlich Lebensmittelsicherheit gewährleisten zu können. Doch Kontrollen durch die einzelnen Kommunen finden nur „nach Kassenlage“ statt. BVLK-Vorsitzende Martin Müller während eines Interviews durch die „Neue Osnabrücker Zeitung“: “ Uns fehlen bis zu 1500 Kontrolleure, um spürbaren Überwachungsdruck auf die Branche ausüben zu können.“ Aktuell sind 2500 Kontrolleure für 1,1 Millionen Betriebe unterwegs: „Die Folge ist, dass etwa jedes zweite Unternehmen in Deutschland innerhalb eines Jahres überhaupt nicht kontrolliert wird.“ Die daraus entstehenden Sicherheitslücken für den Verbraucher sind enorm. Von einer „Mogelpackung“ spricht Müller. Auch der Verbandschef der Ernährungsindustrie kritisiert, dass die Behörden ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt haben. Dabei ist es gerade ein Jahr her, dass die Behörden nach dem Fleischskandal mehr Präsenz versprochen haben. Geschehen ist offensichtlich nichts und das Ergebnis ist nicht zuletzt die Rufschädigung für die deutsche Ernährungsindustrie.

Erneuerbare Energien: EU auf guten Weg

Der Wirtschaftsverband European Wind Energy Association (EWEA) hat in einer aktuellen Analyse festgestellt, dass die Europäische Union ihr Ziele im Bereich der Einführung erneuerbarer Energien bis 2020 vermutlich übertreffen wird. Auf Grundlage der bisherigen Entwicklung ist damit zu rechnen, dass in den Staaten der EU innerhalb der nächsten zehn Jahre mehr als zwanzig Prozent des gesamten bereitgestellten Stroms über regenerative Energien erzeugt werden kann. Lediglich Luxemburg und Italien können die von der EU festgelegten Vorgaben bis dahin vorrausichtlich nicht erfüllen, ohne zusätzlich Ökostrom von anderen Ländern zu kaufen. Trotzdem mahnt der EWEA-Kommunikationssprecher Julian Scola, dass sich die Regierungen nicht auf „ihren Lorbeeren ausruhen“ dürfen: „Es ist immer noch eine Menge zu tun, um diese Ziele tatsächlich zu erreichen.“ Vor allem im Bereich des Netzausbaus, besteht noch ein großer Handlungsbedarf. Auch aktuelle Verzögerungen beim Bau von Windparks sollten schleunigst behoben werden.

Dioxin-Skandal erschüttert Deutschland

In Niedersachsen mussten 1000 Bauernhöfe gesperrt werden, weil in den von ihnen verkauften Eiern das hochgiftige und krebserregende Dioxin gefunden wurde. Ein Sprecher des Landwirtschaftsministerium Hannover gab bekannt, dass es mindestens eine Woche dauern werde, alle geschlossenen Betriebe auf Dioxin in ihren Produkten zu untersuchen. Das Ministerium räumt dem Verbraucherschutz Vorrang gegenüber den Rechten der Hofbesitzer ein. Nach derzeitigem Kenntnisstand haben die Landwirte aller Betriebe, in deren Eier Dioxin gefunden wurde, ihr Tierfutter über die selbe Firma in Schleswig-Holstein bezogen. Aktuell wird geprüft, ob ein dort verwendetes und mit Dioxin belastetes Mischfett, das eigentlich für den Einsatz als Biodiesel gedacht war, unter das Futter gemischt wurde. Bestätigt sich der Verdacht, dann sind nicht nur Hühnerfarmen, sondern auch Puten- und Schweinemast davon betroffen. Wie viel der verseuchten Lebensmittel bereits in den Handel gelangt sind, kann das Ministerium bisher nicht einschätzen. Sicher ist, dass bereits ein Teil der verseuchten Eier von Verbrauchern gekauft und verzehrt worden. In der vergangenen Woche wurden höhere Dioxin-Konzentrationen erstmals in einem Legehennenbetrieb in Nordrhein-Westfalen gemessen. Demnach wären bereits circa 80.000 bis 100.000 belastete Eier verkauft worden. Zwar betont das Veterinäramt, dass die gemessenen Werte nicht gesundheitsschädlich seien, aber durch Konsumierung verschiedener verseuchter Produkte summiert sich die Belastung für die Verbraucher.

Update 1:

Dioxinskandal weitet sich aus – auch Sachsen betroffen

Nach dem in mehreren niedersächsischen Betrieben Dioxin-verseuchte Eier gefunden wurden, hat das Gesundheitsamt auch in anderen Bundesländern verstärkt Kontrollen durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass verseuchte Futtermittel auch an landwirtschaftliche Betriebe in Sachsen geliefert wurden. Zwei Agrarbetriebe, darunter ein Geflügelhof, mussten vorläufig gesperrt werden. Nach Angaben des Sprechers des sächsischen Sozialministeriums Ralph Schreiber, sind von hier noch keine Eier in den Handel gelangt. Entwarnung kann allerdings nicht gegeben werden, da noch immer geprüft wird, wie viele der hier ansässigen Agrarbetriebe vergiftete Futtermittel bezogen haben. Normalerweise ist Dioxin in Eiern nichts ungewöhnliches. Allerdings wird durch zu hohe Konzentrationen Krebs ausgelöst. Deshalb werden alle Betriebe, die Futter aus des ursächlich dafür verantwortlichen Futtermittelherstellers aus Schleswig-Holstein bezogen haben, vorsorglich gesperrt. Erhärtet sich der Verdacht auf eine Vergiftung, müssen die betroffenen Tiere getötet und entsorgt werden.

Update 2:

Welche Eier sind Dioxinbelastet?

Für Verbraucher ist es fast unmöglich festzustellen, ob die von ihnen in den letzten Wochen gekauften Eier zu den Dioxin-belasteten Lebensmitteln gehören, die durch verseuchtes Futter die gesetzlichen Grenzwerte überschreiten. Zwar hat das Nordrhein-Westfälische Umweltministerium die Stempelnummern der Erzeuger veröffentlicht, bei denen belastete Eier oder Fleisch gefunden worden war, aber daraus lässt sich nur schwer ableiten, ob auch die gekauften Eier eine höhere Dioxin-Konzentration aufweisen. Außerdem konnten noch nicht alle belieferten landwirtschaftlichen Betriebe ermittelt werden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit recherchierte, dass im November und Dezember 2010 insgesamt 2700 Tonnen Mischfettsäuren unter Tierfutter gemischt wurden , die ausschließlich für die industrielle Produktion vorgesehen waren. Lieferungen des damit verseuchten Futters gingen an Futtermittelhersteller in vier deutschen Bundesländern. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Futterfett-Lieferanten „Harles und Jetzsch“, deren Geschäftsführer Siegfried Sievert zugab: “ …war leichtfertig der irrigen Annahme, dass die Mischfettsäure, die bei der Herstellung von Biodiesel aus Palm-, Soja- und Rapsöl anfällt, für die Futtermittelherstellung geeignet ist“. Unwahrscheinlich, dass dies so stimmt. Wie meist dürfte es sich auch hierbei eher um einen aufgedeckten Versuch der Gewinnmaximierung handeln. Die Verbraucherzentrale fordert mehr Transparenz und eine bessere Möglichkeit für Kunden festzustellen, ob ihre Lebensmittel von höheren Dioxinwerten betroffen sind: „Die Behörden müssen die Öffentlichkeit aktiv informieren, welche Hersteller, Händler und Chargennummern betroffen sind.“

Greenpeace: 2010 „schwarzes Jahr“ für den Umweltschutz

Die Umweltorganisation Greenpeace hat das vergangene Jahr als ein „schwarzes Jahr“ für den Umweltschutz bewertet. Zwar wurde so viel wie nie zuvor über die Notwendigkeit von Umwelt- und Klimaschutz geredet, geschehen ist allerdings nicht viel. Gegenüber der Nachrichtenagentur dapd, kritisiert die Geschäftsführerin der Organisation in Deutschland Brigitte Behrens, vor allem die Blockade des Ausstieg aus der Kernenergie als herben Rückschlag für den Ausbau erneuerbarer Energien. Dazu kommt, dass dies „die Sicherheit der Bevölkerung durch zusätzlichen Atommüll“ gefährdet. Behrens: „Die Art und Weise, wie die Bundeskanzlerin einseitig Politik für die Energiekonzerne macht, ist beschämend. Vor allem aber enttäuschte der Umweltminister, der wider besseren Wissens handelte und nicht den Mut hatte, die unbequeme Wahrheit offensiv gegenüber der Kanzlerin und ihren Mitläufern zu verteidigen.“ Kurzfristig leiden die Klein- und mittelständischen Unternehmen, die sich um Konzepte für erneuerbare Energien bemühen, unter der Verschiebung des Atomausstiegs. Langfristig müssen die Steuerzahler für die Jahrhunderte lange Lagerung des Atommülls aufkommen. Auch im landwirtschaftlichen Bereich hat die Regierungskoalition nach Angaben von Greenpeace versagt. Weder gegen die Treibhausgasemissionen, noch gegen die Belastungen, denen Gewässer und Böden ausgesetzt sind, hat die Regierung im vergangenen Jahr sinnvolle Maßnahmen getroffen. Lediglich die Einführung der Ticketsteuer für Flugreisen, sieht der Umweltschutzverein positiv. In allen anderen Bereichen besteht 2011 jedoch „starker Nachholbedarf“.

Blick zurück auf Pakistan

Ende Juli erlebte Pakistan die schlimmste Flutkatastrophe seiner Geschichte. Aufgrund der heftigen Regenfälle wurde innerhalb einer Woche ein Fünftel des gesamten Landes überschwemmt. 1700 Menschen starben in den Fluten. 20 Millionen Einwohner waren davon betroffen – und sind es noch immer. 18.000 Dörfer wurden von den Überschwemmungen regelrecht weg gespült. Auch fünf Monate nach der Katastrophe stehen noch viele Gebiete unter Wasser, da es in den Ebenen nicht richtig abfließen kann. Vor allem die Kleinbauern und Tagelöhner leiden unter dem Verlust ihrer Arbeit und des derzeit nicht nutzbaren Acker- und Weidelandes. Dort wo das Wasser abgeflossen ist, hat sich Schlamm abgelagert, der das Land teilweise unfruchtbar macht. Die wenigen verbliebenen Flächen werden für mehrere Jahre nicht ausreichen, um die Bevölkerung des Landes zu ernähren. Die von der pakistanischen Regierung zugesagten Finanzhilfen, sind bei vielen Familien noch nicht angekommen. Durch die andauernde Unbewohnbarkeit ganzer Landstriche, leben noch immer tausende Menschen in Notunterkünften und sind auf Lebensmittellieferungen aus dem Ausland angewiesen. Sechs Millionen Menschen müssen hier aktuell durch Lebensmittelspenden unterstützt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die in Pakistan noch vorherrschenden Feudalstrukturen den Wiederaufbau des Landes blockieren. Wenn die pakistanische Regierung nicht beginnt, dem Wohl der Bevölkerung Priorität einzuräumen, wird es noch Jahre dauern, bis die Menschen die Folgen der Überschwemmung überwinden können.