Archiv der Kategorie: Landwirtschaft

Gentechnik durch die Hintertür

Ohne sich darüber im Klaren zu sein, essen deutsche Verbraucher in großen Mengen Fleisch, Eier und Milchprodukte, von Tieren die mit genmanipuliertem Soja gefüttert worden sind. Wie die Umweltorganisation WWF mitteilte, bestehen mehr als 80 Prozent aller importierten Soja-Chragen aus genetisch veränderten Soja-Bohnen. Damit diese Tatsache nicht länger vor den deutschen Verbrauchern verborgen bleibt, fordert der WWF eine entsprechende Kennzeichnung. Diese wird momentan in der EU-Verordnung nicht verlangt, was der WWF-Sprecher als rechtliche „Schwachstelle“ kritisierte, da die Verbraucher über den Konsum von Fleisch, Milch, Käse und Eiern, auch gegen ihren Willen, genetisch veränderte Nahrung zu sich nehmen. Allein 2010 wurden von Deutschland fast dreieinhalb Millionen Tonnen Sojaschrot importiert. Daraus werden neben den üblichen Sojaprodukten vor allem Mastfutter für Schweine, Rinder und Hühner hergestellt. Um den deutschen Verbrauchern die Wahl zu lassen, müsse unverzüglich eine Kennzeichnungspflicht für alle tierischen Produkte eingeführt werden, „von Fleisch und Wurst bis hin zu Nudeln“. Bisher sehen große Futtermittelhändler keinen Grund dafür, auch gentechnikfreie Ware zu kaufen. Die wachsende Nachfrage jedoch, die eine Folge der Kennzeichnungspflicht wäre, würde sich sofort auch auf den Handel auswirken und den Anbau von Gentechnik freier Nahrungspflanzen fördern.

Landwirtschaft zerstört Lebensräume der Vögel

Neue Zählungen haben einen massiven Schwund der hier früher lebenden heimischen Vögel ergeben. Besonders betroffen sind Arten die nicht in Wäldern leben, sondern offene Wiesen und Felder bevorzugen. In den vergangenen 30 Jahren hat sich europaweit die Zahl der in Agrarlandschaften lebenden Vögel halbiert. „Allein in Deutschland sind seit 1990 mehr als eine Million Feldlerchen verstummt, eine Entwicklung, die besorgniserregend ist“, erklärte die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Beate Jessel. Der Grund dieser Entwicklung ist eine stärkere Intensivierung der Landwirtschaft. Das zeigt sich unter anderem im wachsenden Anbau von Monokulturen und der Beseitigung der Feldraine. Monokulturen gehen stets mit einer Häufung der Schädlinge und deren schnelleren Immunität gegenüber der eingesetzten Giftstoffe einher. Die immer großzügiger eingesetzten Dünger und Insekten,- bzw. Unkrautgifte, töten auch harmlose Insekten und Pflanzen, die für viele Vögel als Lebensgrundlage notwendig sind. Obwohl seit vielen Jahren für die Errichtung von Feldrainen geworben wird, um zumindest kleine Rückzugs- und Brutmöglichkeiten für Lerchen, Kiebitze oder Feldsperlinge zu erhalten, lies sich deren Rückgang nicht verhindern. Verschiedene Naturschutzvereine und der Dachverband aller großen ornothologischen Verbände (DDA), haben der Europäischen Kommission die Ergebnisse ihre Beobachtungen, Zählungen und Studien vorgelegt. Sie fordern, dass im Rahmen der geplanten Reform der EU-Agrarpolitik diese, besorgniserregende Entwicklung berücksichtigt wird. Vor allem die Förderpolitik sollte verstärkt die ökologische Neugestaltung berücksichtigen. Allerdings gibt es Bemühungen dieser Art schon sehr lange. Der verzeichnete Negativtrend lässt nicht viel Raum für die Hoffnung, dass der neue Vorstoß erfolgreicher sein wird, als die bisherigen Versuche.

Hohe Ernteausfälle durch Feldmäuse

Die deutschen Bauernverbände beklagen in diesem Jahr massive Ernteausfälle durch Nagerschäden. Vor allem Wühl- und Feldmäuse erschweren den Landwirten das Leben. Die Verantwortung dafür tragen nach Meinung der Geschädigten vor allem die Politik und der Naturschutzbund (NABU). Der vergangene milde Winter hat die Vermehrung der Feldmäuse stark begünstigt. Rund zehn Prozent Verlust werden den kleinen Nagern zugeschrieben. In einigen Regionen, wie Sachsen oder Rheinland-Pfalz, liegen die Ausfälle aufgrund der gestiegenen Mäusepopulation bei bis zu 50 Prozent. „Es gibt teilweise erhebliche Ernteverluste“, klagt Frieder Zimmermann, der Sprecher der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftskammer. Anträge auf Sondergenehmigungen für den Einsatz von Giftködern, wurde durch das Bundesministerium für Verbraucherschutz abgelehnt. NABU-Referent Julian Heiermann wehrt sich gegen die Beschuldigung, Natur- und Umweltschutz wären die Hauptursache der Ernteausfälle. Heiermann: „Das Problem ist wenigstens in Teilen hausgemacht.“ Zur massiven Vermehrung von Wühl- und Feldmäusen kommt es vor allem durch Monokulturen und fehlende Rückzugs- und Brutstätte für Greifvögel, die natürlichen und effizientesten Feinde der Mäuse. Nur ein Umbau der landwirtschaftlichen Produktion, hin zur Förderung natürlicher Regelmechanismen, kann langfristig Ernteausfälle in dieser Größenordnung verhindern, ohne zugleich eine weitere Boden- und Nahrungsvergiftungen nach sich zu ziehen.

Trotz Verbot – Antibiotika in der Tiermast gefunden

Die Prüfung von Geflügelmastanlagen in Nordrhein-Westfalen hat ergeben, dass trotz strenger Gesetze für antibiotikafreie Geflügelmast, in 26 von 42 Anlagen noch immer Antibiotika in großem Ausmaß eingesetzt wird. Die vorbeugende Gabe von Antibiotika als Leistungsbeschleuniger in der Tiermast ist seit 2006 EU-weit verboten. Bis dahin wurden große Mengen Antibiotika vorbeugend verfüttert, um Infektionen zu vermeiden. Dies führt zu einer Einlagerung der Substanz in das Fleisch der Tiere und darüber in die Nahrungskette, was als Hauptursache für die wachsende Resistenz vieler Krankheitserreger gegen Antibiotika gilt. Der Nordrhein-Westfälische Verbraucherminister, Johannes Remmel, musste anhand der durchgeführten Untersuchung konstatieren, dass die seit sechs Jahren geltenden Vorschriften gegen die vorbeugende Antibiotika-Gabe von mehr als der Hälfte der Züchter nicht eingehalten werden. Remmel: „Der Einsatz von Antibiotika hat ein Ausmaß erreicht, das völlig indiskutabel ist.“ Gegen die betroffenen Mastbetriebe werden jetzt rechtliche Schritte geprüft. Zusätzlich will die Regierung nach der Sommerpause darüber beraten, ob eine bundesweite Datenbank, in der alle tierärztlich verordneten Medikamente gespeichert werden können, eine bessere Kontrolle der Antibiotika-Verwendung ermöglicht. Außerdem forderte Remmel die Regierung auf, „endlich die rechtlichen Weichen durch eine Gesetzesänderung zu stellen, damit wir dem Ziel der Minimierung des Antibiotika-Einsatzes in der Intensiv-Tierhaltung näher kommen“.

Agrarministerin gegen Lockerung der Gentechnik-Toleranz

Bundesagrarministern Ilse Aigner hat sich gegen die Pläne der EU ausgesprochen, die derzeit bestehende Null-Toleranz-Grenze für Gentechnik in Lebensmitteln zu lockern. Die EU-Kommission befürwortet diesbezüglich mehr Flexibilität, was von einigen europäischen Staaten unterstützt wird. Bisher ist die Rechtslage so, dass selbst geringste Spuren gentechnisch veränderter Pflanzen zum Verkaufsverbot für betroffene Lebensmittel führen. Da in mehreren Ländern gentechnisch veränderte Samen verwendet werden, führt dies oftmals zu einer Verunreinigung normal gewachsener Pflanzen in der Nachbarschaft. Um den Handel zu erleichtern, will die zuständige EU-Kommission diese Verunreinigungen erlauben. In Deutschland setzt sich die FDP für eine solche Lockerung der Vorschriften ein. Nach Prüfung der vorliegenden Pläne hat die Landwirtschaftsministerin (CSU) jedoch die bisherige Position der CDU/CSU nochmals bestätigt. Aigner: „0,0 Prozent soll 0,0 Prozent bleiben.“ Um die EU-weite Änderung der Null-Prozent-Grenze zu verhindern, wird die Ministerin allerdings eine Sperrminorität aufbringen müssen, für die sie die Unterstützung weiterer EU-Regierungen braucht. Auch wenn sie sich in diesem Punkt mit dem Koalitionspartner FDP nicht einig ist, kann sie dabei zumindest auf die Unterstützung der Grünen bauen, wie ihr der agrarpolitische Sprecher der grünen Fraktion des EU-Parlamentes, Martin Häusling, versicherte.